Thema dieses Kapitels ist es weniger, das Tannheimer Tal als Ausgangspunkt für die Streckenfliegerei zu schildern, vielmehr geht es um eine Beschreibung der Flugstrecke zwischen Iseler im Westen und der Gaichtspitze bzw. dem Hahnenkamm im Osten, wie man sie typischerweise vom Nebelhorn oder Hirschberg kommend abfliegen möchte. Natürlich ist diese Beschreibung auch für Piloten brauchbar, die am Neunerköpfel oder Hahnenkamm gestartet sind und sich das Tannheimer Tal entlang bewegen wollen.
Starten wollen wir unseren Flug also am Iseler, jedoch nicht am Boden, sondern wie bereits in Abb. 1 sichtbar mit einigen Metern Höhengewinn oberhalb des Gipfels. Nach Westen hin erstrecken sich vor uns nun die schön gestaffelten Ausläufer der Bergkette südlich des Tannheimer Tales. Bei guter Fernsicht reicht der Blick von hier weit über das Lechtal hinaus bis zur Zugspitze oder bei genügender Höhe auch bis zum Forgensee bei Füssen.
Bei guten thermischen Bedingungen kann man von hier aus in gerader
Linie auf das Neunerköpfel zu halten und auf dem Weg dorthin
die an den bewaldeten Bergrücken abreissende Thermik nutzen. Es
reicht dann, sich an den Wolken zu orientieren. Bei weniger guten
Bedingungen hält man sich vom Iseler aus mehr westlich direkt
oberhalb der Bergkette und folgt dieser über B'schießer,
Ponten und Gaishorn. Von dort quert man dann über den Vilsalpsee
zur Sulzspitze und fliegt weiter zur Krinnenspitze.
Bereits bei der Annäherung an das Neunerköpfel hat man Gelegenheit,
dem bunten Treiben am Startplatz zuzusehen. Über dem Gipfel angekommen
hält man sich nicht lange auf, wenn es nicht so recht trägt, sonst
gerät man noch in das dichte Fluggetümmel und muß sich seiner
Kreise wehren. Möglichst rasch geht es vorbei am Haldensee weiter zur
Krinnenspitze, von wo man die Talquerung zum Hahnenkamm oder zur Gaichtspitze
ansetzt.
Beim Kurbeln über der Krinnenspitze hat man bereits einen weiten Blick in das Lechtal, in das man von hier aus Richtung Süden abzweigen kann. Sollte sich die Krinnenspitze als allzu spröde bei der Thermikausbeute zeigen, bitte nicht ins Lee der Südseite einfliegen. Der "Notbart" steht an der Nordwestecke des Gipfelbereiches, direkt an der dortigen Materialseilbahn. Diesen kann man auch nutzen, wenn man von der Gaichtspitze oder dem Hahnenkamm mit nur niedriger Höhe zurückkehrt.
Die Talquerung setzt man nun je nach Auswahl des Wendepunktes direkt auf den
Gipfel von Gaichtspitze oder Hahnenkamm zu an.
Besonders markant bei der Annäherung an die Gaichtspitze ist, daß
die Thermik durch den Talwindeinfluß aus dem Lechtal ordentlich nach
Westen versetzt ist. Hier dreht man also nicht direkt über dem Gipfel auf,
sondern bereits etwas davor. Wie aus Abb. 4 ersichtlich, ist dem Gipfelbereich
wenig fotogenes abzugewinnen. Da wir den Fotoauswerter nicht mit wilden
Fels- und Schneemassen langweilen wollen, suchen wir uns also lieber einen
anderen Wendepunkt als diesen Gipfel z.B. ein Gebäude am benachbarten
Hahnenkamm oder etwas Markantes im nahen Lechtal.
Für den Fall, daß uns nach der Talquerung vom Neunerköpfle oder von der
Krinnenspitze die Höhe vor Erreichen des Hahnenkammgipfels ausgeht,
hält uns die Westflanke einen recht zuverlässigen Leebart bereit.
Dieser läuft an dem auf Abb. 5 sichtbaren, rechts unterhalb des Gipfels
auslaufenden Grat entlang. Etwas oberhalb der Baumgrenze liegt er nicht mehr
dem Gelände an, sondern wird vom herüberschwappenden Lechtalwind
vom Grat weg gedrückt. Also nicht zu früh versuchen, zum Gipfel zu
wechseln, sonst wird man unter den Grat gespült.
Abgesehen von der Antenne am höchsten Punkt, stehen im Gipfelbereich
noch einige Gebäude als Wendepunkte zur Auswahl; wer mag kann
natürlich auch noch zur Talstation rausfliegen.
Der Rückweg in Richtung Westen führt gängigerweise nicht über die gleiche, oben beschriebene Route, da uns nun der Talwind des Tannheimer Tales ins Gesicht bläst. Statt dessen halten wir uns mehr über hohem Gelände auf und suchen unseren Weg entlang von Sulzspitze, Rote Spitze, Kugelhorn zu der wieder zum Iserle führenden Bergkette.
Auch über das Neunerköpfle kann man sich Richtung
Vilsalpsee weiter an den Westhängen entlang hangeln und kommt
schließlich an den beiden idyllisch gelegenen Seen neben der
Landsberger Hütte vorbei. Weiter geht es über Wasserfälle
in schroffem Gelände zum in Nord/Süd-Richtung verlaufenen
Hauptgrad, der die Grenze zum Hintersteiner Tal bildet.
Auf diesem mit Thermik nur so gespickten Rücken reiten wir dann einfach in Richtung Norden entlang, drehen an passender Stelle auf und queren vom Rauhorn aus direkt über die Willers Alm hinweg zum Ponten. Zwei Bärte weiter sind wir bereits wieder am Iseler und damit am (Zwischen-) Ziel unserer Bemühungen.
Beschreibungen von Streckenflügen in dieser Region gibt z.B. es in der XC-Abteilung der Lahmen Ente.
URL: http://wie-im-flug.net/gleitschirm/tannheimertal/index.html
(c) Dr. Guido Scholz, D-84508 Burgkirchen (info@wie-im-flug.net)
Letzte Änderung: 02.04.2013
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